Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hatte am 15. August Martina Sharman (CDU-Kandidatin Europawahl) und Andreas Meißler zu einem ersten Meinungsaustausch eingeladen.
Zum Auftakt der Unterredung gab Schwetje einen kurzen Überblick zu seinem Lebenslauf und die Tätigkeit als Landwirt. Geboren wurde er in Cramme und ist dort seit 61 Jahren wohnhaft. Den Beruf des Landwirts übt er seit 1977 aus. „Als ich meine Tätigkeit aufgenommen habe, gab es 17 Betriebe im Dorf und heute sind es nur noch 5,“ erklärt Schwetje. Der Konzentrationsprozeß ist in der Landwirtschaft unübersehbar. Neben dem Anbau von Getreide und Zuckerrüben betreibt er zwei Hähnchenmastställe. Die breitere Aufstellung ermöglicht ein größeres Maß an Unabhängigkeit im Hinblick auf wirtschaftliche Entwicklungen im Agrarsektor.
In seinen ehrenamtlichen Funktionen als Präsident hat Schwetje vor allem die Gesamtentwicklungen im Blick. Politische Entscheidungen auf Landes- und Bundesebene sowie in Brüssel gilt es dabei stets zu berücksichtigen.
Zur aktuellen Ernte erläuterte er die Situation gegenüber Sharman und Meißler. „Die Früchte des Feldes haben uns in diesem Jahr ein Viertel bis ein Drittel weniger an Ertrag gebracht. Gleichzeitig sind die Getreidepreise gestiegen, so dass eine Kompensation je nach Vertragsgestaltung möglich ist. Der Ausgleich kann zudem 2019 erfolgen. Die Unterstützung für Landwirte in der Region dürfte nur in Ausnahmefällen zum Tragen kommen. Zusätzlich ist zu fragen, ob die Dimensionen der Unterstützungen richtig sind. In den Regionen Cuxhaven und Stade beispielsweise ist die Situation weitaus kritischer. Insgesamt sind etwa fünf Prozent der niedersächsischen Landwirte auf finanzielle Hilfen angewiesen,“ so Schwetje.
Für den Präsidenten sind auf Nachfrage von Sharman und Meißler verlässliche Rahmenbedingungen entscheidend. Durch die Liberalisierung der Zuckermarktordnung entsteht eine Abhängigkeit vom Weltmarkt, so daß die Börse in Chicago die Entwicklung in Wolfenbüttel bestimmt. Unabhängig davon bleibt die Zuckerrübe konkurrenzfähig zum Getreide.
Neunzig Prozent der Entscheidungen für den Agrarsektor fallen in Brüssel. Die Stabilität der politischen Entscheidungen ist gegeben. Rüben, Weizen, Gerste und Raps, ergänzt um Leguminosen und Körnermais (Anteil kleiner fünf Prozent) bestimmen daher weiterhin die Fruchtfolge. Die Ausbildungsquote ist laut Schwetje im Dialog mit Sharman und Meißler seit Jahren gleichbleibend auf hohem Niveau und Studienmöglichkeiten bestehen in Osnabrück und Göttingen.
„Landwirtschaft ist ein moderner Wirtschaftszweig. Stadt und Land müssen gemeinsam für attraktive Lebensbedingungen sorgen. Das Land darf dabei nicht abgehängt werden. Wir müssen nachhaltig wirtschaften und die Interessen der Gesellschaft vertreten,“ führte er abschließend aus.
Martina Sharman und Andreas Meißler dankten Gerhard Schwetje für das offene und sachliche Gespräch.